Was bewegt uns, Spirituals und Gospels zu singen?
Ja, es sind die beschwingten Rhythmen, die wohl die meisten für das Gospeln motivierten. Kein Freund und Kenner moderner Musik wird wohl vergessen, daß ihre Ursprünge hier zu finden sind. Aus den Sklavengesängen entwickelte sich der Blues als Wurzel für Jazz, Soul, Rock 'n' Roll und sogar Rap. So ist es nur konsequent, daß der "Gospeltrain" auch begeistert verjazzte Variationen von bekannten Gospelsongs einübt und aufführt (Nr. 13, 18, 19).
Überhaupt sind die lockeren, rhythmischen und häufig schnellen Gospels beim Publikum sehr beliebt. Auch der Chor fühlt sich wohl, wenn er diese mitreißenden Lieder singen kann. Und dazu begleiten ihn seit Jahren Percussion und andere Instrumente.
Den Hauptakzent seiner Probenarbeit legt der Chor aber seit jeher auf die alten Spirituals, zumeist a capella, hin und wieder in moderneren Sätzen gesungen (Nr. 10, 12, 13, 14). Da müssen dann in erster Linie nicht nur der Notentext, sondern ãdie Seele" und ihre Ausdrucksmöglichkeiten stimmen. Diese anspruchsvolle Aufgabe erfordert einiges an Übung und innerer Gelassenheit. Die biblischen und christlichen Inhalte verlangen Tiefgang, aber ganz anders als in traditionellen Kirchenliedern. Auf das heutige Leben sind also nicht nur die Texte bezogen, sondern es fließen Geist, Seele und Körper zusammen. Wer kann da noch ruhig stehen, wenn es um die eigene Freude, den überwältigenden Jubel, aber auch die existentielle Not, die abgrundtiefe Angst und das erlittene Leid geht? Sowohl Liebe, Wärme, Angenommensein als auch Verlassenheit, Kälte und Haß können niemanden gleichgültig lassen. Sicherlich ein wesentlicher Grund, warum Gospels und Spirituals intensiver ansprechen als häufig so nüchtern gesungene Kirchenlieder. Hilfreich mag dann das spontane Improvisieren oder das Wiederholungsprinzip des "Call and Response" (Nr. 3, 16, 17) sein.
Obwohl wir unsere Emotionen weniger intensiv als Menschen anderer Kulturkreise ausdrücken können, haben wir doch ähnliche Sehnsüchte, Probleme, Hoffnungen und Erfahrungen. Warum sollten wir nicht auch lernen können, Gefühle wieder intensiver nach außen darzustellen, indem wir uns die Musik anderer Kulturkreise anzueignen versuchen. Die Rückbesinnung auf ruhige Lieder oder auch Gesänge afrikanischen Ursprungs (Nr. 7 und 8) zeigt manchen neuen Schritt der Sängerinnen und Sänger in diese Richtung. Die Sklavenzeit ist für uns nur bedingt nachvollzieh-bar, dennoch sind moderne Menschen vielfältig gefangen. Und so schreien auch sie nach Befreiung, Hilfe und der starken Hand Gottes (Nr. 1, 2, 4, 5, 6, 11, 12, 13, 15, 17, 18, 20). Durch Hoffnung oder gar Gewißheit (Nr. 3) wird aus der Klage ein mit Leib und Seele gesungenes Lob Gottes (Nr. 2, 4, 8).
 

The Gospeltrain
Leitung: Winfried Bentele
Ein junger Chor - nicht nur gemessen am Altersdurchschnitt, der 32 Jahre beträgt, sondern auch weil der Chor in seiner derzeitigen Struktur erst seit Herbst 1998 existiert. Am 12. September 1998 entstand er aus dem"Horber Gospelchor", der sich damals formell auflöste. Der neue Name "The Gospeltrain" erinnert noch an den erfolgreichen letzten Auftritt des Vorgängerchores im Bahnhof Horb. Dieser Gospelchor wurde bereits 1986 von Chorleiter Winfried Bentele gegründet und probte zunächst nur alle sechs Wochen mit circa zwölf bis fünf-zehn Sängerinnen und Sängern Gospels und Spirituals. Mit diesen gestaltete der Chor mehrmals jährlich die Gottesdienste in verschiedenen Kirchengemeinden mit.
Mitte der 90er Jahre stieg die Zahl der Sängerinnen und Sänger stark an, so daß der Chor zu dieser Zeit aus fast 60 Personen bestand. Nach dem zehnjährigen Jubiläum des Chores verjüngte er sich merklich, da einige ältere Sängerinnen und Sänger wegblieben und jüngere nachkamen.
Derzeit gehören dem Gospeltrain zwischen 20 und 30 Männer und Frauen an. Zu den Gesängen in Gottesdiensten kommen nun auch vermehrt Konzerte hinzu.
Erst seit kurzem besteht für einige unserer guten Sängerinnen und Sänger die Möglichkeit in kleinen Ensembles anspruchsvolle Stücke einzustudieren. Den Anfang machte ein Frauenensemble, das ein Medley von sister act Stücken einstudierte - leider war nach einem einzelnen Auftritt das Interesse an dem Projekt gering, so wurde der Plan dies in Silber zu pressen, zu Gunsten der anderen Ensembleplänen begraben.
Auf der ersten CD sind zwei Kleinensembles verterten, die jeweils ein jazziges Stück einstudiert haben. Dabei ist eine ganz neue Dimension der Ausdrucksmöglichkeiten gegeben, da weniger Stimmen in einer Stimme viel dynamischer auf die Feinheiten einer Komposition eingehen können. Da der Erfolg bei Konzerten dies Bestätigt hat, proben nun zwei gemischte Ensembles weitgehen unabhängig im Wechsel mit dem Gesamtchor. Das Ergebnis wird bei unseren Weihnachtskonzerten und auf der zweiten CD "A holly jazzy Chrismas" zu bewundern sein.
Der Chor insgesamt profitierte besonders von seinen Konzertreisen 1994 nach England und 1997 nach Prag (u.a. Konzert im Nationalmuseum). Dieses Jahr besuchten wir Dresden.

Seit einigen Jahren wird der Gospelchor von einer Combo bei Auftritten begleitet. Diese besteht aus Peter Straub und Helmut Eißeler am Klavier bzw. am Keyboard, Thomas Heller am Saxophon, Lutz Armbruster am Bass und Didi Vogt am Schlagzeug.
 

Sängerinnen und Sänger während der Aufnahmen zur ersten CD:

Sopran: Andrea Armbruster, Judith Bentele, Ann-Cathrin Bok, Claudia Düren, Tina Eberhardt, Steffi Hartl, Ulrike Kiefer, Angela Körner-Armbruster, Claudia Lepore, Birgitte Martini, Margarete Peters, Sandra Pfeiffer, Sonja Sohns

Alt: Pia Bauer, Claudia Beuter-Zimmermann, Gerda Deger, Claudia Döring, Gaby Fasching, Silvia Gutjahr, Marianne Hötzel, Gertrud Marquardt, Irm Roterberg, Ellen Wehleit

Tenor: Oliver Burger, Helmut Kienzle, Hubert Marquardt, Wolfgang Röhrig
Bass: Eduard Horber, Hans-Heinz Hötzel, Wolf Schmid, Sebastian Bentele, Kimmo Stohner
Chorleiter: Winfried Bentele

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